Interview mit DJ OrJay

Erstellt am: 05.07.2004 - von: nw

DJ OrJay hat sich für Technofans die Zeit genommen, um uns ein ausführliches Interview zu geben. OrJay stand uns Rede und Antwort und wir hatten jede Menge Spaß, mit ihm dieses Interview zu führen.
Hier erfahrt ihr alles über seine Zukunftspläne, seine Projekte und wie er die Technoszene Rund um Celle sieht.




Nadja: Hallo OrJay, lange Zeit ist es ruhig geworden um die Crazy Crew und Dich. Was sind die Hintergründe?

OrJay: Na das kann man so nicht sagen. Wir spielen nur nicht mehr so oft im Liberty Island, da die Besucherzahlen dort auf unseren Events stetig nach unten gegangen sind (nach vier Jahren ist die Luft für regelmäßige monatliche Events leider ein wenig raus). Aus diesem Grund haben wir uns entschieden in diesem Jahr vorerst nur 4 – 5 Partys dort zu starten und somit mehr Wert auf Qualität statt Quantität zu legen. Dafür kann man mich in anderen Locations wie zum Beispiel dem Soap Clup in Hannover, der CD Kaserne in Celle und anderen Events in ganz Norddeutschland regelmäßig antreffen. Des Weiteren sind auch Gigs außerhalb von Niedersachsen in den letzten Wochen endlich mal wieder ins Gespräch gekommen. Bei den anderen Jungs aus der Crazy Crew sieht es genauso aus, ruhig würde ich uns also auf keinen Fall nennen!!!

Nadja: Jetzt seid ihr wieder da, startet mit neuen Partys durch, oder war das Event im Liberty Island am vergangenen Wochenende eine einmalige Sache?

OrJay: Nein – wie gesagt, wir waren gar nicht weg, sondern haben nur einen Gang im Bezug auf eigene Partys zurückgeschaltet. Im März und Juni diesen Jahres hatten wir jeweils ein Event im Liberty Island und es werden noch 2-3 dieses Jahr folgen – das ist versprochen.

Nadja: Wie ist Deine Crew eigentlich entstanden? Seit wann gibt es euch?

OrJay: Tja dazu könnte ich dir jetzt eine richtige Kante ans Bein labern, aber ich versuche es mal kurz zu fassen. Entgegen der Annahme vieler Personen besteht die Original Crazy Crew eigentlich nur aus den 6 Plattenkünstlern Nomex, Schnallo, Mo, Der Schade, Monophonic und mir. Die ursprüngliche Idee entstand im Milleniumjahr 2000 durch Schnallo und mich, als wir nach der Aufgabe unserer damaligen „Illuminati“ Eventreihe nach einer Idee zum Neuanfang suchten. Nach einem kurzem Gespräch war der Nomex sofort begeistert und dabei. Im Laufe der Zeit nahmen wir dann von uns ausgesuchte DJ´s in unseren Kreis auf, so dass wir jetzt aus den gerade genannten 6 Personen bestehen. Bezüglich der Veranstaltungen die unter dem Namen Crazy Crew Celle stattfinden ist jedoch zu sagen, dass dieser Part hauptsächlich von Nomex und mir organisiert wird und der Rest als Residents an den Turntables ihren Teil dazu beitragen. Nicht vergessen möchte ich jedoch an dieser Stelle unseren treuen Besucher der Veranstaltungen und die anderen DJ´s, die natürlich ebenfalls Ihren Anteil am Spaßfaktor unserer Events haben.

Nadja: Was wird eigentlich aus eurer Homepage www.Crazycrewcelle.de ? Tut sich da noch mal was?

OrJay: Ich weiss, dass ich unsere Homepage schon lange angekündigt habe und bis jetzt nichts passiert ist. Bitte habt noch ein paar Tage Geduld und ich verspreche euch, dass sich das warten gelohnt hat. Sie befindet sich quasi im Feinschliff und wird hoffentlich noch im Juli online gehen.

Nadja: Welche Ziele hast Du Dir als DJ Orjay und welche privat für die absehbare Zukunft gesetzt?

OrJay: Als DJ setze ich mir keine wirklichen Ziele mehr. Ich freue mich natürlich über jeden Gig, besonders wenn er außerhalb der gewohnten Umgebung stattfindet. Ich verbringe zur Zeit wesentlich mehr Zeit damit Schlagzeug zu spielen und vielleicht in naher Zukunft eine eigene Band zu Gründen. Der Musikstyle wird dann in Richtung Elektro Pop bzw. Elektro Punk gehen, da ich denke, dass man in dieser Richtung noch eine Menge reißen kann.

Nadja: Ist das Publikum mit dem was Du auflegst immer zufrieden? Oder ist es schon mal vorgekommen, dass Dir Besucher Deiner Partys ihre Meinung gesagt haben. Wie gehst Du mit solch einer Kritik um? Passt Du Dich den Wünschen der Gäste an?

OrJay: Was unsere eigenen Veranstaltungen angeht bin ich mir sicher, dass das Puplikum mit meinen Sets zufrieden ist. Sicher kommen hin und wieder mal Plattenwünsche die man nicht erfüllen kann bzw. auch nicht will, weil sie gar nicht in das Set passen, aber man kann es halt nie jedem Recht machen. Ich achte aber beim mixen schon drauf, wie sich die Leute verhalten. Tanzen nicht so viele, dann Wechsel ich schon geringfügig die „Tonlage“, so dass wieder mehr Körper in Wallung kommen. Schließlich ist das ja eines der besten Gefühle für einen DJ, wenn die Tanzfläche brummt – smile!!!

Nadja: Welchen Style bevorzugst Du und warum legst Du ihn auf?

OrJay: Grundsätzlich bin ich fast keinem elektronischen Musikstyle (außer Trance) abgeneigt und habe mit ca. 8000 Platten auch die notwendige „Hardware“ zur Verfügung um alles an den Plattenspielern anzubieten. In den letzten 1 ½ Jahren habe ich jedoch auf Veranstaltungen fast ausschließlich Techno gespielt und werde diesem Style auch bevorzugt treu bleiben. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich dort mehr mit dem Herzen dabei bin und auch als Besucher fast ausschließlich meine Veranstaltungen nach Techno DJ´s wie dem Liebing, DJ Lucca, DJ Emmerson, usw. aussuche. Ich liebe es einfach, wenn es richtig kracht.

Nadja: Man munkelt, die Elektronische Musik geht den Bach runter. Wie siehst Du das? Was müsste sich ändern?

OrJay: Ich denke man sollte hier nicht zu viel durcheinander bringen und sich nicht von Zahlen wie z. B. den Besuchern auf der Love Parade blenden lassen. Elektronische Musik ist ein sehr weitläufiger Begriff. Sicher wird es in der einen oder anderen Musikrichtung Höhen und Tiefen geben, dass ist doch überall so. Manchmal sind die Dinge halt Trendi und manchmal Out. So ist die gesamte Entwicklung mit Sicherheit rückläufig, was ich persönlich nicht wirklich schlimm finde, da sich so die „Streu vom Weizen“ trennt. Auf Leute die mit diesem in der allgemeinen Bevölkerung angegebenen Trend mitschwimmen kann die elektronische Musik durchaus verzichten. Die können sich dann mit dem nächsten Trend beschäftigen und in der eigentlichen Szene dieser Musikkultur sind doch in Wirklichkeit alle froh die „Igelnester“ und „Popperhosen“ nicht mehr so häufig zu sehen.

Nadja: Siehst Du deine Zukunft weiterhin als DJ oder hast Du noch andere Pläne?

OrJay: Für mich war und bleibt das auflegen ein Hobby bei dem ich mit Leib und Seele dabei bin. Mein eigentlicher Beruf ist und bleibt jedoch ganz klar Priorität, da ich dort meine Kohle verdiene, um vielleicht irgendwann mal entspannt unter Palmen mit einem Cocktail in der Hand in der Sonne zu schmoren. Sollte sich irgendwann mal die Situation ergeben, dass ich durchs auflegen mehr Kohle verdiene als im Job, dann ordne ich vielleicht meine Prioritäten neu, aber das ist heutzutage fast schon unmöglich ohne neben dem auflegen auch ein erfolgreicher Produzent zu sein. Wie eben schon gesagt, werde ich musiktechnisch natürlich aber weiter an den Plattenspielern zu finden sein, hoffe jedoch, dass ich im Bezug auf Live Auftritte am Schlagzeug in den nächsten Jahren voran komme.

Nadja: Zur Crazy Crew: Wie sind eure privaten Verhältnisse? Wie gut kennt ihr euch? Seid ihr auch privat füreinander da oder kennt ihr euch nur von den Partys?

OrJay: Ich sag es mal so: Auch wenn es die Musik nicht geben würde, wären wir eine gute Gemeinschaft! Das Verhältnis von uns allen ist sehr freundschaftlich und wir starten auch ständig Dinge außerhalb der Musik zusammen. Das ist auch der Grund, warum wir nur diese 6 Personen in der Head Crew sind und wohl auch bleiben werden. CCC forever Jungs ;-) !!!

Nadja: Ist das nicht schwierig, auf dem Land größere Partys zu veranstalten? Man bangt doch auch in den großen Städten um die Besucherzahlen….

OrJay: Ja sicher ist das nicht so ganz einfach, aber aufgrund unseres relativ großen Stammpuplikums erreichen wir eigentlich immer eine zufriedenstellende Besucherzahl. Außerdem ist die Organisation und das Plattendrehen für uns alle wie gesagt nur eine Nebenbeschäftigung. Große Gewinne will niemand von uns dabei erzielen, sondern in erster Linie steht der Spaßfaktor ganz oben. Natürlich fällt der eine oder andere Euro dabei auch mal für uns ab, aber irgendwie muss das Equipment und die Platten ja auch finanziert werden. Das unterscheidet uns auf jeden Fall schon mal von vielen Veranstaltern, die letztendlich von den Veranstaltungen ihr Leben finanzieren müssen.

Nadja: Wie sieht es mit einem eigenen Label aus? Ist da was geplant?

OrJay: Das wäre mit Sicherheit eine schöne Sache. Ich habe eine ganze Weile auch mal darüber nachgedacht etwas in dieser Richtung auf die Beine zu stellen, aber schau dich mal um. Es gibt tausende von Labels die Monat für Monat nach festen Auflagen Neuproduktionen rausbringen müssen, da sie sonst aus dem Vertrieb von den Großhändlern rausfliegen. Das ist ein Vollzeitjob bei dem es sehr gewagt ist heute neu einzusteigen. Für mich zu gewagt und zu zeitaufwändig – also ein klares nein.

Nadja: Seit wann stehst Du hinter den Turntables und wer waren Deine Vorbilder?

OrJay: Ich habe 1999 mit dem mixen angefangen, als ich mit meinem Mitgründer der Crazy Crew Celle (Onkel Schnallo) - in eine WG gezogen bin und er bereits Plattenteller und Vinyls am Start hatte. Kurze Zeit später habe ich mir dann meine ersten eigenen Scheiben in Amsterdam gekauft und mich ab dann eigentlich fast täglich an den Decks bewegt. Mein Vorbild (wenn man es so nennen kann) war eigentlich von Anfang an Chris Liebing, da er auf jeder Veranstaltung, die ich selbst besucht habe, richtig gerockt hat. Außerdem ist er gegenüber der Crowd immer offen und spielt nicht einfach arrogant sein Set runter und geht wieder.

Nadja: Was machst Du nach einem Booking? Mischt Du Dich unter die Crowd und feierst mit bis in die Morgenstunden? Oder packt Orjay sein Plattencase und verschwindet….?

OrJay: In der Regel lege ich aufgrund meines härteren Styls oft erst in der Mitte bzw. am Ende des Events auf, so dass sich die Frage gar nicht stellt, ob ich bleibe oder fahre. Sollte ich jedoch am Anfang auflegen, bleibe ich in den meisten Fällen natürlich auch dann noch auf der Party und gucke was noch so geht.

Nadja: Ist Celle Deine Stadt zum Altwerden?

OrJay: Grundsätzlich würde ich ja sagen, wobei ich auch durchaus Ambitionen hätte ins sonnigere Ausland zu gehen. Das hängt jedoch von vielen Faktoren ab. Mal sehen was die Zeit so bringt.

Nadja: Welcher Tätigkeit gehst Du hauptberuflich nach? Bleibt Dir überhaupt noch Zeit für Dein Privatleben?

OrJay: Hauptberuflich bin ich im Innendienst einer Versicherung tätig, was eine geregelte Arbeitszeit mit sich bringt. Somit habe ich in der Regel ab spätestens 17 Uhr Freizeit und auch unter der Woche genügend Zeit für ein Privatleben. Am Wochenende nehme ich mir dann zusätzlich die Zeit die ich für mich selber brauche.

Nadja: Du hast schon auf vielen Events aufgelegt, welche Party war Dein persönliches Highlight?

OrJay: Am meisten Spaß hat mir die Sylvesterparty 2000 im Liberty Island gemacht, bei der ich gleichzeitig Veranstalter und DJ war. Wir hatte damals über 700 Gäste in der ländlichen Lokation (womit wir vorher nie gerechnet hätten) und es war eine super Stimmung.

Nadja: Mit welchem Equipment arbeitest Du?

OrJay: Hauptsächlich mit der „Grundausstattung“ eines DJ´s. Techniks Plattenspieler, Pioneer oder Behringer Mischpult und Vinyl. Hin und wieder unterstützt von den Effektgeräten Alessis Air FX und / oder Korg Kaosspad, die etliche Spielereien zur Verfügung stellen. Des Weiteren, wie vorhin schon gesagt, verbringe ich immer mehr Zeit am Schlagzeug und an den Bongotrommeln.

Nadja: Legst Du lieber in kleinen Clubs auf oder auf großen Veranstaltungen?

OrJay: Darüber kann ich nicht wirklich urteilen, da ich auf richtig große Veranstaltungen bis jetzt noch nicht aufgelegt habe. Wenn mal ein Gig außerhalb von normalen Clubs angesagt war, dann beliefen sich die Besucherzahlen meistens bis zu 500 Leuten, was einem Clubabend relativ gleich kommt. Von daher hoffe ich, dass sich das bald ändert und ich eine Chance auf einem Großevent bekomme.

Nadja: Warum habt ihr euch für die „From House to Techno“-Events für das Liberty Island in Müden/Aller entschieden?

OrJay: Das war für das was wir uns vorgestellt haben der beste Club im näheren Umkreis von Celle. Außerdem kannten wir den Besitzer bereits durch frühere Veranstaltungen sehr gut, so dass wir dort sehr viele Freiheiten haben, die woanders nicht in dem Maße vorhanden wären.

Nadja: Wie entspannst Du Dich vom Stress?

OrJay: Ich chille an einem Teich in der nähe von Celle, den ich mit zwei Freunden gepachtet habe oder gehe tauchen.

Nadja: Welche 3 Dinge würdest Du mit auf eine einsame Insel nehmen?

OrJay: - grins – 2 Frauen und meine Tauchausrüstung !!!

Nadja: Hast Du den Lesern abschließend noch ein paar Worte mitzuteilen?

OrJay: Da eure Leser zum Teil auch unsere Partygänger sind, möchte ich mich auf diesem Wege bei allen für das treue erscheinen bedanken und hoffe das uns auch die Zukunft viele gemeinsame schöne Stunden zum abfeiern bringt.

Nadja: Dann danke ich Dir für dieses ausführliche Interview.

OrJay: Gerne Nadja.