PM: Vision Parade: Frist für Behörde bis Dienstag 25.07.06

Erstellt am: 24.07.2006 - von: mad

Veranstalter will die Vision Parade in Bremen.
Fährt die Behörde eine Salami-Taktik?


Eigentlich ist die lebensfrohe Vision Parade schon zugesagt worden. Jetzt will man davon nichts mehr wissen. Nun fordert Veranstalter Beckmann die gemachten Zusagen von Behörden und Politikern ein.

Mit ihren jungen Besuchern soll die Parade am 02.09.2006 auf dem Osterdeich stattfinden. Doch nun ist dieser bunte Partywurm bedroht. Die Stadt verweigert die Genehmigung entgegen ihrer eigenen Zusage, dem eigenen angebotenen Termin und Strecke und getroffenen Vereinbarungen mit dem Veranstalter und das von höchster Stelle.

Ablauf

Bereits im Vorfeld der jetzigen Querelen gab es Probleme durch die Stadt. Zunächst sollte die bereits im 08.12.2005 beantragte Vision Parade am 29.07.2006 stattfinden. Doch es gab einen Terminproblem mit einer anderen Großveranstaltung. In einer gemeinsamen Vergleichsverhandlung mit dem persönlichen Referenten des verantwortlichen Bausenators bot man der Parade an, diese auf den 02. September zu verlegen. Die Strecke der Parade sollte dabei immer Osterdeich verlaufen.

Der Erfinder und Macher der Parade, Kolja Beckmann, gab der dringenden Bitte der Stadt um Terminverschiebung trotz des erheblichen Mehraufwands für das Vision-Parade-Team zähneknirschend aber letztlich gütlich statt.

Sogar öffentliche Bestätigung des Senators

Der Pressesprecher des Senators äußerte gegenüber dem Weser Kurier (Ausgabe 05.05.2006) über die Einigung „er sei mit dem Ergebnis zufrieden…. der Veranstalter habe sich sehr beweglich gezeigt." Eine gemeinsame Pressemitteilung von der genehmigenden Verkehrsbehörde und der Vision Parade wurde
jedoch verfasst und bundesweit versendet. Diverser bestätigender Schriftwechsel folgte.

Versprochen – gebrochen

Jetzt kommt das dicke Ei für die Vision Parade: Jetzt wollen die Stadt und der Senator nichts mehr von all der Gütlichkeit des Veranstalters und der Einigung wissen: Das Musikfest Bremen - ein Klassikkonzert – macht Lobby gegen die Vision Parade: Die Raver könnten die anreisenden Besucher auf dem Marktplatz eventuell stören - eine ausgesprochen mutige und diffamierende These, da das Musikfest doch ausschließlich in geschlossenen Räumen stattfindet.

Auf die ausführliche Darstellung der Vision Parade, dass eine nochmalige Verlegung einer 50.000 Personenveranstaltung nicht möglich sei, bot das Amt der Parade dann schriftlich eine Ausweichstrecke an - vom Weserstadion stadtauswärts bis Malerstrasse. Dann wäre die Distanz doch größer und ausreichend.

Doch es kam noch dicker: nach dieser letzten entgegenkommenden Zustimmung der VISION PARADE auf den erneuten Vorschlag will man jetzt sogar hiervon nichts mehr von wissen: die Parade will man in den tristen Industriehafen zwingen. Schluss mit bunt und fröhlich für Bremen. Der Veranstalter der VISION PARADE ist natürlich alles andere als gelassen und lehnt die nochmalige Änderung ab. Er fordert nun die unverzügliche und überfällige Genehmigung für die friedliche Parade gemäß der gemachten Beteuerungen.

Frist für Behörde

Diese Woche war er nun mehr als veranlasst, der Behörde deshalb durch seinen Anwalt Frist für die Erteilung der Genehmigung bis Dienstag den 25.07.06 setzen. Er hofft so letztlich nach seiner gesamten Gütlichkeit und angenommen Kompromissen noch einen Rechtsstreit als aller letzten möglich Schritt vermeiden zu können.

Große Techno-Parade nicht "mal eben" verlegbar.

Der Veranstalter musste 120 Sanitäter, 20-30 Rettungswagen, 100 Sicherheitsleute beauftragen, 20-40 gastronomische Stände müssen mit 240 Personen besetzt werden, 25 Wagenbetreiber haben sich auf die Zusage des Senators hin auf den 02.09. und den Osterdeich eingeschworen. Faktisch spricht nichts gegen die Parade am Osterdeich Richtung stadtauswärts – denn exakt so wurde sie im Jahre 2003 schon einmal durchgeführt. Und das ohne Probleme. Schon gar nicht auf dem Markplatz. Sponsoren, Wagenbetreiber, Gastronomen alle haben sich auf die öffentlichen Aussagen der Behörde verlassen. Vorbehalte hatte die Behörde nicht geäußert.

Salami-Taktik der Stadt ?

Die Veranstaltung ist kein Spielball für Lust und politische Laune der Stadt, betont der Veranstalter. Die Love Parade in Berlin boomt und ist ein weltweiter Exportschlager. Sogar das Goethe-Institut bezeichnete Techno Ende der 90er als den derzeit wichtigsten deutschen Kulturexport. In Bremen sägen die Behörden nun jedoch mit aller Macht in eigener beschränkter Definition von Hochkultur an der kleinen Schwester des großen Vorbildes - der Bremer Vision Parade.

Möglicherweise fährt die Behörde auch eine schon bekannte „Salami-Taktik“, um die Genehmigung immer weiter raus zu schieben, denn weder die Feuerwehr noch die Polizei wurden bis dato – wie eigentlich zwingend für das Amt vorgeschrieben – von den Veranstaltungsterminen in Kenntnis gesetzt. Dieses musste der Veranstalter selbst vornehmen. Vielleicht will man den Veranstalter so lange hinhalten, bis dieser aus zeitlichen Gründen und weil die Partner abspringen nur noch selbst absagen kann?

3 km Entfernung der Feste

“Dass die friedlichen Raver das Musikfest irgendwie stören würden“, meint Kolja Beckmann, „spricht allen Erfahrungen entgegen und wirkt gerade zu absurd. Wir sind 3,3 km entfernt, wenn das Musikfest startet. Da wird niemand gestört. Wir haben Zusagen von der höchsten senatorischen Ebene bekommen und schriftliche Zusagen auf Verwaltungsebene. Jetzt darf und muss die letztliche Genehmigung nur noch mit vereinzelten Details erfolgen. Wir werden uns mit allen nötigen Mitteln für die Rechte unserer Besucher und uns einsetzen. Mir wäre es lieber, die Stadt würde es als Chance zur Demonstration der eigenen Leistungsfähigkeit der Stadt begreifen. Wir haben maximale Flexibilität gezeigt. “