Diskjockeys machen „Führerschein“

Erstellt am: 24.01.2006 - von: nw

Seminar klärt über Hörschäden durch zu laute Musik auf / 160 Teilnehmer sind dabei:

Musik, nur wenn sie laut ist? Was Herbert Grönemeyer einst in einem seiner frühen Hits als Marschrichtung ausgab, gerät zunehmend in die Kritik: Immer häufiger werden schon bei Jugendlichen Hörschäden festgestellt, die eine Folge zu lauter Diskomusik sind. Jeder vierte Jugendliche hört bereits schlecht, hat die Techniker Krankenkasse herausgefunden. Um diesen Negativtrend zu stoppen, hatte die Landesvertretung der Kasse gestern zusammen mit dem Bundesministerium für Umwelt, dem Bundesverband deutscher Diskotheken und Tanzbetriebe (BDT) und dem Berufsverband der Diskjockeys (BVD) 160 niedersächsische DJs in die Diskothek „Funpark“ an der Expo-Plaza zur Aufklärung über Gesundheit, Rechtsfragen und Technik eingeladen. Am Ende des fünfstündigen Seminars stand für die Teilnehmer der „DJ-Führerschein“.
Hannover war der elfte Standort der bundesweiten Kampagne, die seit Herbst 2004 läuft. „Mit der Aktion setzen wir uns für mehr Aufmerksamkeit und Verantwortung im Umgang mit lauter Musik ein“, meint Henning Franz, Präsident des BDT. Ziel der Diskothekenbetreiber sei es, der Lärmproblematik mit einer freiwilligen Selbstkontrolle zu begegnen. „Von gesetzlichen Reglementierungen halten wir nichts“, sagt auch Dirk Wöhler, Präsident des DJ-Berufsverbandes. Die Teilnehmer des Seminars erfuhren gestern, wie das Ohr auf Lärm reagiert, welche physikalischen Eigenschaften Schall und Lautstärke haben – und dass sie für Gesundheitsschäden von Diskothekenbesuchern haftbar gemacht werden können.
Die Organisatoren des „DJ-Führerscheins“ setzten also auf das Verantwortungsbewusstsein der Diskjockeys. Dabei orientieren sie sich an den Empfehlungen der Gesundheitsministerkonferenz der Länder vom Juli vergangenen Jahres. Demnach soll der Lärmpegel in einer Diskothek unter 100 Dezibel liegen, was immerhin noch einem schrillen Pfiff mit der Trillerpfeife entspricht. Extremwerte von 110 oder 120 Dezibel, die bereits weit im gehörschädigenden Bereich liegen, sollen die Absolventen des „DJ-Führerscheins“ künftig unbedingt vermeiden. Doch der Appell an die Vernunft ist nicht alles: Die Organisatoren der Kampagne fordern auch die Ausrüstung der Diskotheken mit einem neu entwickelten Messgerät für den Schallpegel, das den Lärm auf der Tanzfläche permanent überwacht und Überschreitungen des tolerierten Wertes anzeigt. „Allein aufs Gehör kann sich keiner verlassen“, meint Ulrike Mickelat von der Techniker Krankenkasse.

Quelle: HAZ