13.05.2005 - Moonboots im Sandkasten

Die Mutter aller Männerfreundschaften sind zwei Jungs im Buddelkasten. Stellen wir uns im Schnellvorlauf zwei baumlange Kerle vor, die rücklings besoffen im Sand des kalifornischen Strands liegen. Den Oberkörper auf die Ellenbogen gestützt treten sie mit ihren Schuhen Marke Elbkahn über den Pazifik hinweg in den Vollmond am Horizont. „Moonboots“ denken beide, grinsen und wissen jetzt, warum sie sich auf zuhause freuen. Die Moonbootique ist eröffnet.
Das war zur Jahrtausendwende. Nur wenige Tage zuvor hat Kommissar Zufall kräftig auf ihre Füße getreten und ihnen die Nacht des blauen Wunders beschert. Eigentlich sollte DJ Koze im Golden Pudel Klub auflegen, doch der kam nicht. KoweSix, Tobitob und sechs Houseplatten waren zur Stelle und ein Publikum, dessen Bereitschaft zum Ausrasten selbst Hooligans aus Holland verschreckt hätte. Die Mischung für den Durchmarsch.
Moonbootica legen Platten auf, die sie mögen, Tobitob eine, dann KoweSix, wieder Tobitob und so weiter. Meistens leisten sie dem geraden Beat Vorschub. Auf den Plattentellern liegen Kraut und Rüben. Elektronischer Wildwuchs entsteht, ein rotzfrecher Sound, der die Ohren solange kneift, bis ungeteilte Aufmerksamkeit ihm sicher ist. Rotzfrech deshalb, weil Moonbootica in ihrem Set ereignischoreograpisch kein Pardon kennen, in den ein oder anderen Mülleimer greifen, nur um zu zeigen, dass alles eine Schokoladenseite hat. Crap House. Taxi Techno. Alles wird Disko. Es beginnt zwischen den Stühlen, sodass niemand mehr die Chance hat, sich hinzusetzen. Moonbootica ist so aufdringlich wie die Lust, ein Verbot zu überschreiten. Erst das Kopfding, dann das Körperliche. Kein Debattierclub über elektronische Musik, sondern angewandte Physik. Vom Mond aus sieht man keine Grenzen.