Interview mit Mousse T.

Erstellt am: 23.04.2006 - von: nw

Mustafa Gündogdu alias Mousse T. ist einer der bekanntesten DJ´s und Producenten in der deutschen und internationalen Dance-Szene. Seine Hits „Horny“, „Sex Bomb“ oder „Is it´cos I´m cool” sind auf jeder Party eine Garantie für gute Stimmung und die Tanzfläche bebt. Im Jahr 1993 gründete Mousse T. mit zwei Partnern das Label „Peppermint Jam“ und arbeitete für Stars wie Michael Jackson oder die Backstreet Boys. Sein Studio findet man in Hannover auf dem ehemaligen Expogelände. Alle Infos zu seiner aktuellen Tour und weiteren Plänen wollen wir im Interview erfahren.

Sabine: Wie bereits erwähnt, bist Du zurzeit auf Tour. Wie sind die bisherigen Konzerte gelaufen?

Mousse T.: Genau, ich mache gerade (übrigens zum ersten Mal) eine internationale DJ-Tour. Ich würde mal bescheiden sagen , dass es ein voller Erfolg ist und will jetzt mal eine Live –Tour, d.h. mit Band vorbereiten.

Sabine: Welche Stadt hat Deiner Meinung nach am meisten gerockt? Ist Hannover ein Garant für eine gute Party?

Mousse T.: Natürlich waren alle Städte groß, aber Rostock, Düsseldorf und Lausanne werden mir lange in Erinnerung bleiben. Vor Hannover habe ich immer großen Respekt, weil es als meine Heimatstadt und Basis auch sehr kritisch ist. Aber den Reaktionen nach zu urteilen, haben wir auch da gerockt.


Sabine: Deine neue Single „Horny as a Dandy“ ist in Belgien und den Niederlanden sehr erfolgreich gestartet. Hast du damit gerechnet?

Mousse T.: Zum Teil war es schon abzusehen, da ja „ Horny “ und „ Bohemian like you “ im Original auch erfolgreich gewesen sind. Aber man weiss ja nie, also habe ich mich schon gefreut, dass die Single auch in obskuren Ländern erfolgreich zu sein scheint.

Sabine: Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit The Dandy Warhols?

Mousse T.: Lustigerweise habe ich die Dandies noch nie getroffen. „Horny as a dandy“ ist als Mash-Up von 2 findigen Franzosen namens Loo&Placido gemacht worden, also Instrumental von den Dandies&Acapella von Horny zusammengemixt, und vor ca. 1 Jahr „illegalerweise“ im Internet verbreitet worden. Vor einigen Monaten hab ich den Track von einem Freund bekommen und fand ihn so klasse, dass wir ihn legal veröffentlichen wollten. Also haben wir mit dem Management der Dandies Kontakt aufgenommen, die den Track auch legendär finden und haben quasi als Joint-Venture beschlossen, den Track herauszubringen.
Ich bin in diesem Fall also „ nur“ Plattenfirma und 50%iger Komponist.

Sabine: Nicht nur in Deutschland hast Du eine große Fanbase, sondern international. Bekommst Du Fanbriefe? Wenn ja, woher kam der entfernteste Absender?


Mousse T.: Das schöne ist ja, dass wir im 21. Jahrhundert leben und durch das Internet die Welt ziemlich klein wird. Auf meiner Website waren schon Messages aus z.B. Japan, Mexico, USA und Südamerika. Da wird einem erst bewusst, was für ein Potential die Musik hat.

Sabine: Hast Du richtige Groupies, die Kuscheltiere und ihre Unterwäsche bei Deinen Gigs auf die Bühne schmeißen?

Mousse T.: Das noch nicht. Ich bekomme ´ne Menge CD´s und auch nette Briefe. Aber ich war schon beeindruckt, als Tom Jones mich vor einigen Jahren zu einem Konzert einlud. Da fliegen nur so die Slips, dass einem ganz anders wird..:)

Sabine: : Du agierst auch als Talentscout und forderst über Deine Homepage die Leute auf, ein Demo an Dich zu schicken. Wie viele Tapes kommen im Durchschnitt pro Monat bei Dir an?

Mousse T.: Gezählt habe ich sie noch nicht, aber einen mittelgroßen Karton füllen die Tapes schon. Ich höre mir die Tapes auch tatsächlich alle persönlich an, muss aber auch sagen, dass nur äußerst selten mal was Gutes dabei ist

Sabine: Wenn Du jemanden entdeckt hast, wie läuft so etwas dann weiter? Geht es gleich ins Studio?

Mousse T.: Meiner Meinung ist am Anfang erstmal ein ausführliches Gespräch, um aufzuklären und zu informieren, wie das Musikbusiness so funktioniert. Außerdem ist es schon wichtig auch zu wissen, was der Künstler so will und wie er sich sieht. Es ist nicht der richtige Weg, jemandem etwas aufzudrücken, was er nicht fühlt. Aber nach dem Gespräch geht es schon as soon as possible ins Studio, um zu jammen und Songs zu schreiben.


Sabine: Welchen Tipp würdest Du einem Newcomer geben, der kurz vor seinem Durchbruch steht? Welchen Fehler sollte er auf keinen Fall machen?

Mousse T.: Ich bin auch nicht Derjenige, der die Weisheit mit Löffeln gefressen hat und Ausnahmen bestätigen ja auch die Regel, aber für mich sind folgende Kriterien wichtig:
- bleib dir selbst treu, auch wenn nicht alles so schnell klappt, wie gewünscht
- sei besonders! Unverwechselbar! Ist zwar leicht gesagt, aber es gibt schon so viele Künstler und man sollte sich schon abheben.
- sei ehrlich zu Dir selbst und vertraue Menschen, die ihr Handwerk verstehen. Eine ehrliche, und manchmal ziemlich ernüchternde Meinung, ist wichtiger als alles andere.
- arbeite im Team. Ich glaube nur an Erfolg im Team. Niemand kann alleine stark sein.


Sabine: Sprichst Du hier aus eigener Erfahrung?

Mousse T.: Zum Teil schon. Bin vor ca. 20 Jahren auch ausgelacht worden, als ich sagte „ so, jetzt will ich meine eigene Platte rausbringen“. Habe mich glücklicherweise nicht davon abringen lassen, aber es gibt sicherlich Leute, die dann entmutigt wären.

Sabine: Du hast im vergangenen Jahr beim Dance Music Award in Hannover als Laudator aktiv mitgewirkt. Wie war das für Dich, den ersten Preis zu vergeben? War Dir der Sieger schon im Vorfeld bekannt?

Mousse T.: Es ist immer eine schöne Sache, Menschen für ihre Verdienste zu ehren und seien wir ehrlich, ein wenig Schulterklopfen tut doch manchmal schon gut. Bei diesem Award wusste ich erst, als ich den Umschlag öffnete, wer gewonnen hat. Ist aber nicht immer so.


Sabine: Für den Bundesvision Songcontest hast Du einige Textpassagen aus Deinem Song Right About Now ins Deutsche übersetzt. Was hat Dich dazu bewegt diese Zeilen dafür zu ändern?

Mousse T.: Eine der Vorraussetzungen für die Teilnahme beim BVSC war ja, dass die Songs auch deutsche Passagen beinhalten müssen. Und da Stefan Raab mich persönlich überredet hat teilzunehmen, hat er auch netterweise gleich die entspreche Textzeile übersetzt.

Sabine: Wenn Du heute 18 Jahre alt wärst, würdest Du dann alles genauso machen?

Mousse T.: YES!!!


Sabine: Was ist eigentlich aus deiner alten Band „Fun Key B“ geworden? Hast Du noch Kontakt zu den anderen Musikern?

Mousse T.: Der Gründer der Band ist einer meiner jetzigen Partner und ein anderer unser Anwalt.


Sabine: : Du hast mit Weltstars wie Michael Jackson, den Backstreet Boys und Gloria Estefan zusammen gearbeitet. Wie war das für Dich? Hast Du alle persönlich getroffen?

Mousse T.: Michael Jackson habe ich leider nicht persönlich getroffen, aber er hat sich telefonisch für mein Remix bedankt. Lustigerweise ist es schon so, dass, je bekannter man selbst ist, andere Künstler auch direkt mir dir zusammenarbeiten wollen. Also nach dem Erfolg von Horny&Sexbomb wurde man schon als Kollege angesehen und alles ging auf einmal ganz einfach..:)


Sabine: Oft erinnern wir uns an den Videoclip von Let´s go to bed. Du hast mit den No Angels zusammen das Bett geteilt. Wie verlief der Videodreh mit den fünf Frauen?


Mousse T.: Aufregend! Das ist als Mann schon nett, von 5 hübschen Frauen umgarnt zu werden. Ich hatte ja nicht so viel zu tun, aber die Ladies mussten schon Knochenarbeit vollbringen. Respekt!


Sabine: Wenn Du wählen könntest, mit welchem Star würdest Du gerne was produzieren und warum?

Mousse T.: Da ich ja mittlerweile mich selbst und die Menschen oft genug überrascht habe und mit diversesten Künstlern gearbeitet habe, die nicht offensichtlich mit mir in Verbindung gebracht werden würden, muss ich auf diese Frage antworten : Pavarotti&Björk.


Sabine: Emma Lanford und Andrew Roachford gehören schon fest zum Mousse T.-Inventar. Wo hast Du die zwei kennen gelernt und wie ist die Zusammenarbeit entstanden?


Mousse T.: Emma Lanford ist meinem Partner Errol ist Birmingham aufgefallen und als wir das Video zu „ Horny “ in LA drehen wollten, haben wir uns auf dem Zwischenstopp in Hannover kennen gelernt. Aus purem Zufall haben wir im Studio mitbekommen, dass Emma auch singen kann. Mittlerweile wohnt sie sogar in Hannover. Andrew wurde mir von einem gemeinsamen Freund vorgestellt und nachdem wir einen Nachmittag im Studio eine Session gemacht hatten, wussten wir: wir gehören zusammen.

Sabine: Unter unseren Lesern sind auch einige Technikfreaks, die es bestimmt brennend interessiert mit welchen Equipment Du arbeitest?

Mousse T.: Natürlich bin ich auch Computer-mässig vom feinsten ausgestattet, Div. Apple G5&Laptops mit Logic 7.2, bin aber großer Analog Freak. Ich misch auf einem alten Mitec-Mischpult und benutze viele alte Geräte, u. a. Fender Rhodes, Mellotron, Hammond Orgel usw. Checkt mal unsere Website www.peppermint-jam.com

Sabine: Du bist in Hagen geboren und lebst jetzt in Hannover. Welche Gründe gab es für den Umzug?

Mousse T.: Mein Vater war Frauenarzt und hat in div. Städten gearbeitet, bis er sich schliesslich in Hannover niedergelassen hat. Hatte keine andere Wahl.


Sabine: Deine Familie kommt aus der Türkei. Schlagen zwei Herzen in Deiner Brust und legst Du viel wert auf Tradition?

Mousse T.: Ja, ich merke schon oft, dass ein türkisches und ein deutsches Herz hab, was mich allerdings auch ausmacht. Ich mag Tradition bis zu einem gewissen Punkt schon, picke mir aber nur das Beste aus der jeweiligen heraus.


Sabine: Leider gibt es in Deutschland immer noch Menschen, die intolerant sind und Vorurteile gegenüber Ausländern haben. Wie reagierst Du auf solche Menschen?

Mousse T.: Intoleranz und Ignoranz ist für mich das Schlimmste. Meine persönliche Aufgabe ist es, zu zeigen, dass jede Nationalität ihre Idioten hat, aber noch mehr liebenswerte und besondere Menschen.


Sabine: Wenn Du mal nichts zu tun hast (kommt sicher selten vor), was machst Du dann? Einfach nur auf der Couch gammeln oder hast Du Hobbies?

Mousse T.: Musik ist schon mein Leben, 24 Stunden. Lese aber sehr gerne und bin ein Wellness –Freak. Lasse mich für mein Leben gern massieren.


Sabine: Hörst Du privat die gleiche Musik, die Du auch produzierst? Oder bist Du ein Heavy Metal-Fan?

Mousse T.: Ich höre wirklich alles, von Klassik bis AC/DC.


Sabine: Würdest Du einen Tag ohne Musik überstehen? Oder hast Du Dir schon mal selbst musikfreie Zeit verordnet, um wieder neue Ideen zu sammeln.

Mousse T.: Es ist wirklich schwer ohne Musik, sogar im Fahrstuhl oder im Restaurant, wenn Musik läuft, fange ich an zu denken. Wahrscheinlich wäre trotzdem eine „Kur“ ganz nett.


Sabine: Stehst Du manchmal nachts auf und fährst ins Studio, weil Dir eine Melodie im Ohr rumschwirrt? Wie kommst Du immer wieder auf die neuen Ideen?

Mousse T.: Ist definitiv schon vorgekommen. Habe auf jeden Fall ein Diktiergerät auf dem Nachtisch. Bin, wie alle Menschen auch, mit offenen Ohren und Augen in der Welt unterwegs und denke, dass mich das inspiriert.

Thx-a-lot

www.mousse-t.de

www.peppermint-jam.com


Neue Single: Horny as a Dandy - out now.